Şehîd Ronahî

Andrea Wolf (Ronahi), eine Internationalistin in Kurdistan
geb. 15. Januar 1965 in München; getötet 23. Oktober 1998 Sax (Çatak),

Ich würde mir wünschen, dass es in den Metropolen Bewegungen gäbe,
die diesen Krieg angreifen, unmöglich machen würden. Einfach den Nachschub kappen. Ich weiß, es ist angesichts des Zustands in den Metropolen utopisch. […] Auch auf längere Zeit wird es so bleiben. Schade, das wäre was. Eine militante Bewegung, die die Kriegsmaschine lahmlegt.“ Andrea Wolf schrieb diese Sätze am 1. Mai 1997 in den Bergen Kurdistans. Ihre Biografie erzählt auch einen wichtigen Teil der Geschichte des Widerstandes in der BRD von 1980 bis Ende der 1990er Jahre:

Geboren wurde Andrea am 15. Januar 1965 gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder Tom in München. Sie begann sich früh politisch zu engagieren. Zum Beispiel Anfang der 1980er Jahre in der Bewegung „Freizeit 81“ mit dem Ziel der Verschmelzung von Kampf, Kunst, Punk und Politik: „Wir müssen härter werden ohne unsere Zärtlichkeit zu verlieren“, hieß es in einem Manifest und weiter: „Freizeit 81 ist gewaltlos oder militant, legal oder illegal, ängstlich oder stark, auf jeden Fall: Gefühl und Härte!“
Mit 16 wurde Andrea 1981 zum ersten Mal wegen Aktionen der Bewegung „Freizeit 81“ für sechs Monate in den Frauenknast Aichach gesperrt. Ab 1985 engagierte sie sich beim Aufbau
des Münchner Infoladens, bei Aktionen gegen alte und neue Nazis, im bayerischen Autonomenplenum, gegen den Weltwirtschaftsgipfel (WWG) in Bonn und gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in Wackersdorf. Die Solidarität mit politischen Gefangenen in diesem Land und weltweit war dabei immer auch ihre Sache.

1986 ging Andrea nach Frankfurt am Main und Offenbach. Sie engagierte sich in der autonomen Frauenbewegung, im Startbahnwiderstand, bei Hausbesetzungen und beim Aufbau von überregionalen Strukturen: „Den Sprung von der spontanen Bewegung zur organisierten revolutionären Kraft einleiten“, heißt es in einem Papier vom Herbst 1987. Erneut wurde Andrea verhaftet und saß drei Monate in Isolationshaft, bis die Anklage als Konstruktion entlarvt wurde. Danach organisierte sich Andrea in der Gruppe „Kein Friede“ und hatte seit 1990 intensive Diskussionen und Kontakte zur kurdischen Bewegung, insbesondere zu Hüseyin Celebi. In der bundesweiten Mobilisierung gegen den (WWG) 1992 in München machte sie sich auf dem Gegenkongress und praktisch auf der Straße für eine verstärkte internationale Zusammenarbeit linksradikaler Initiativen stark. Sie wurde Gründungsmitglied der Initiative Libertad!. Auf Reisen nach Mittelamerika setzte sie die Diskussionen mit politischen Gefangenen und revolutionären Organisationen fort, unter anderem in den USA, in El Salvador, Nicaragua und Guatemala.

Wieder gerät Andrea ins Visier der deutschen Repressionsorgane: Sie wird beschuldigt, am Anschlag auf den Gefängnisneubau in Weiterstadt bei Frankfurt 1993 beteiligt gewesen und Mitglied der Stadtguerilla RAF zu sein. Das Verfahren wird sechs Jahre später eingestellt. Andrea entzieht sich 1995 der Festnahme und schreibt in einem Brief im Juli 1996: „(…) stattdessen sollte endlich das pkk-verbot aufgehoben, die militärhilfe für die türkei eingestellt werden, die politischen gefangenen freigelassen und die menschenverachtende asylpraxis gestoppt werden. für unser recht auf leben als menschen und frauen, freiheit und glück.“

Im Januar 1997 schloss sich Andrea der kurdischen Frauenarmee Yajk an. In den kurdischen Bergen heißt sie Ronahi. Vor ihrer geplanten Rückkehr nach Deutschland wurde sie am 23. Oktober 1998 nach einer Operation des türkischen Militärs in der Nähe des Dorfes Keleh (Andicen) in den Bergen von Sax (Çatak, Provinz Wan) leicht verletzt gefangenen genommen, gefoltert und als unbewaffnete Gefangene extralegal hingerichtet.* Andrea war 33 Jahre alt.


FreundInnen und GenossInnen von Andrea/Ronahi, 18. März 2021

*Nach bisherigen Erkenntnissen wurden 24 Kämpfer*innen im Gefecht und bei dem anschließenden Massaker ermordet: Hozan Hogir, Rojhat, Cembeli, Kamuran, Azime Savas, Agiri, Botan, Kawa, Siyar, Lesker, Kemal, Tekoser, Amed, Deniz, Xosnav, Harun Aziz, Kendal Berxwedan, Gabar Af rin, Sipan, Salman, Bahoz, Dibirin, Xezal und Ronahi (Andrea Wolf).

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Emma Goldman

Emma Goldman wurde 1869 in Kowno im Russischen Kaiserreich als Kind einer jüdischen Familie geboren. Auf der Flucht vor der politischen Unterdrückung zog die Familie in die USA, wo Emma den größten Teil ihres Lebens verbrachte und eine entscheidende Rolle in Arbeiterkämpfen und der anarchistischen Bewegung einnahm. Radikalisiert wurde sie durch das brutale repressive Vorgehen von Seiten des Staates gegen die Anarchisten vom Haymarket. Ihr Leben lang kämpfte sie unermüdlich gegen jede Art von Unterdrückung, Ausbeutung und Macht. Sie war Anarchistin, Kommunistin, Feministin und Antimilitaristin. Nicht selten geriet sie auf Grund von feministischen Themen auch in heftige Debatten mit ihren anarchistischen Genossen. Neben ihren politischen Tätigkeiten war sie Krankenschwester und pflegte zeitlebens auch verschiedene Menschen. Sie war radikal in ihrer Politik, aber einfühlsam, offen und zugewandt allen Menschen gegenüber.

Durch ein tiefes Band verwoben, fühlten sich Emma Goldman und ihr Genosse Alexander Berkman, immer wieder zu Russland hingezogen. Als dort die politischen Kämpfe und Aufstände immer aufbrausender wurden, wurde es für sie zunehmend schwerer in den USA zu bleiben. Schlussendlich wurden beide in ihr Heimatland Russland abgeschoben. Von den Flammen der Revolution ergriffen, arbeiteten die beiden ununterbrochen für die Revolution, deren Realität sie nun endlich erleben konnten. Nach und nach Schwand allerdings diese Freude und brach für Emma Goldman endgültig mit dem Angriff auf Kronstadt zusammen. Enttäuscht über die Entwicklungen der Revolution verlässt sie Russland, kämpft aber weiterhin für diese. Zuletzt trägt sie ihren Teil im Spanischen Bürgerkrieg bei, bevor sie 1940 in Canada stirbt.

Emma Goldman ist eine beeindruckende Frau, die sich in permanenter Rebellion mit allen Konventionen befand, sie ist emotional und manchmal enttäuscht und verzweifelt und hat doch niemals aufgehört zu kämpfen.

Zu den Märtyrern vom Haymarket:

„In Zeiten des Aufstiegs, in Tagen von Kleinmütigkeit und Zweifel, in Stunden der Isolation im Gefängnis, von Widerstreit und Selbstzensur, wenn die Liebe versagte, wenn Freundschaften brachen oder verraten wurden – ihre Sache war immer die meine, ihr Opfer meine Stütze.“

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Şehîd Xeyrî Garzan

Codename: Xeyrî Garzan

Vor- und Nachname: Tekmil Dalmış
Geburtsort: Êlih
Namen von Mutter und Vater: Feryaz – Salih
 

Bereits in frühen Jahren wurde er mit der Realität Kurdistans und der tiefen alten Feindschaft gegen die Region und ihre Menschen konfrontiert. Heval Tekmil war langjähriger in Heilbronn aktiv und verbrachte auch hier seine Jugend. In jungen Jahren schloss er sich nach langjährigen politischen  Engagement der kurdischen Freiheitsbewegung an. Auf seinem Weg zur Wahrheit schritt Xeyrî Garzan mit tiefem Glauben und einem großen Anspruch auf Freiheit kraftvoll, konsequent und erfolgreich voran. Mit großer Begeisterung und Hingabe widmete er sich den verschiedenen Diensten und Aufgaben bei der Guerilla, um sie zu erfüllen. Nach verschiedenen Stationen in den Medya-Verteidigungsgebieten war sein letzter Einsatzort die Qendîl-Region. Heval Tekmil zu beschreiben ist nicht einfach, selbst alle Adjektive dieser Welt könnten die reine seines Herzens nicht beschreiben.Auf seinem Weg zur Wahrheit schritt Xeyrî Garzan mit tiefem Glauben und einem großen Anspruch auf Freiheit kraftvoll, konsequent und erfolgreich voran. Mit großer Begeisterung und Hingabe widmete er sich den verschiedenen Diensten und Aufgaben bei der Guerilla, um sie zu erfüllen. Die Erinnerung an ihn wird uns stets die richtige Richtung weisen und den zu gehenden Weg erhellen.

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Ernst Toller

geboren am 1. Dezember 1893 in Samotschin, Provinz Posen; gestorben am 22. Mai 1939 in New York City

Mit 21 Jahren meldete sich Toller freiwillig zum Militärdienst im 1. Weltkrieg. Durch die Erfahrungen des Krieges, u.a. mit Kämpfen in Verdun wandelte er sich zum Pazifisten. Durch einen Zusammenbruch 1916 wurde er als kriegsunfähig eingestuft und fing an in München zu studieren.

Bereits 1917 kam er in die Kreise von Kurt Eisner und lernte dort u.a. Erich Mühsam kennen. Im Zuge der Novemberrevolution beteiligte er sich an der Seite Eisners, nach dessen Ermordung durch einen völkischen Adligen er die Führung der bayrischen USP übernahm. Die durch Eisners Ermordung hervor gerufene Krise führte zur Absetzung der MSPD-Regierung und der Ausrufung der bayrischen Räterepublik. Gemeinsam mit u.a. Erich Mühsam und Gutav Landauer bildete Toller für eine Woche die Führung der Räterepublik. Die Niederschlagung der Roten Armee eines Putschversuchs, in Folge dessen Mühsam in Gefangenschaft geriet, lies die KPD die Führungsrolle übernehmen. Toller blieb auf Grund seiner militärischen Erfahrung Befehlshaber der Roten Armee im Westen Münchens und besiegte in der “Schlacht um Dachau” reaktionäre Freikorps. Dabei weigerte Toller sich Artellerie auf Dachau zu richten, um zivile Opfer zu vermeiden. Die Bevölkerung ihrerseits trug zum Sieg bei, indem sie die Freikorps-Soldaten entwaffneten und aus der Stadt prügelten.

Nach der Niederschlagung der Räterepublik tauchte Toller unter und wurde einen Monate später gefangen genommen. In dem folgenden Prozess wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt. In Haft begann Toller seine Karriere als Schriftsteller und schrieb seine ersten Erfolge, wie Masse Mensch.

Nach seiner Haftentlassung blieb er Schriftstellerisch und politisch tätig. So war er Mitglied in der Gruppe revolutionärer Pazifisten.

Er emigrierte bereits 1932 und seine Bücher wurden 1933 verbrannt. Auch in der Emigration blieb er politisch aktiv und setzte sich u.a. für hungernde Kinder in Spanien ein. Am 22. Mai 1939 erhängte er sich in seinem Hotelzimmer in New York, an der Wand hingen Bilder dieser Kinder, in seinem Abschiedsbrief stand: ” In einer solchen Welt will ich nicht leben.”

„Eine jüdische Mutter hat mich geboren, Deutschland hat mich genährt, Europa mich gebildet, meine Heimat ist die Erde, die Welt mein Vaterland.“ (Aus seiner Boigrafie “Eine deutsche Jugend”)

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Şehîd Nûhal Cûdî

Şehîd Nûhal Cûdî (Fatima Dalman) fiel am 11. Oktober 2019 bei den intensiven Luftangriffen auf Serêkaniyê durch den NATO-Partner Türkei. Sie wurde in Bafê / Hezexê in der Provinz Şirnex in Bakur, nur wenige Kilometer entfernt des Mount Cûdî, geboren.

Bei Ihrer Gedenkfeier in Darmstadt, unter Beteiligung Ihrer Familie, sagte Nûhals Bruder: “Wenn ich sie ansah, sah ich Berîtan in ihr“. Mit Bewunderung verfolgte ich ihren Kampf in Istanbul. Ich sah, wie sie kämpfte. Wie sie an einer Sache festhielt; Ihre Furchtlosigkeit und ihren Mut.” Ein Freund, mit dem sie in Istanbul arbeitete, erzählt, dass Nûhal immer an vorderster Front war und viele Aktionen angeführt habe: “Als sie einmal festgenommen wurde, hörte man sie im Keller der Polizeistation mit ihren GenossInnen “Çerxa Şoreşê” singen.”

In Istanbul erkannte Şehîd Nûhal auch, dass sie nicht länger in Unterdrückung und Verfolgung leben wollte. “Ich kann nicht hierbleiben. Ich kann nicht gefesselt bleiben.” sagte sie. Kurze Zeit später schloss sie sich der YPJ an und ging in die freien Berge Kurdistans. Şehîd Nûhal Cûdî lebt in unserem Kampf weiter.

Şehîd Namirin – Märtyrer sind unsterblich! Lang lebe die Revolution von Rojava!

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Erich Mühsam

Erich Mühsam
geboren am 6. April 1878 in Berlin; ermordet am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg

„Ein Kind, das an Leib oder Seele darbt, ist ein größerer Vorwurf gegen die Menschheit als alle Feindschaft und alle Niedertracht der Welt!“

Mühsam wuchs in Lübeck auf und fing bereits mit elf an erste Texte zu verfassen. Nach der Mittleren Reife und Apotheker Ausbildung zog er nach Berlin, wo er Redakteur anarchistischer Zeitungen wurde. Gemeinsam mit u.a. Gustav Landauer gründete er den “Sozialistischen Bund”, ein Verein dezentral organisierter Kommunen. Ab 1909 in München versuchte er eine Gemeinschaft und Herberge für die von der Gesellschaft Geächteten – Landstreicher, Bettler, Huren und Verbrecher – zu schaffen. Die von ihm gegründeten Gruppen „Tat“ und „Anarchist“ hatten den Zweck das Lumpenproletariats für den Anarchismus zu agitieren. Weiterhin arbeitete er an verschiedenen Zeitschriften mit, wie “Simplicissimus” und seiner eigenen Zeitschrift “Kain- Zeitschrift für Menschlichkeit”. Vor allem war er als führender Kopf der Schwabinger Bohème bekannt.

Während des ersten Weltkriegs konnte er angesichts der strengen Kriegszensur nicht mehr veröffentlichen, versuchte aber dennoch seinen Kampf gegen den Militarismus fortzusetzen. Sein Engagement bedeutete ständige polizeiliche Überwachung für ihn und schluss endlich seine Verhaftung. Nach der November Revolution 1918 wurde Mühsam in Revolutionären Arbeiterrat berufen, kurz darauf auch sein Freund Landauer. Nach der Ermordung Kurt Eisners blieb Mühsam weiter vor allem als Agitator aktiv. Auch nach der Ausrufung der Räterepublik nahm er diese Rolle ein. Beim sogenannten Palmsonntagputsch wurde Mühsam gefangen genommen und nach der Niederschlagung der Räterepublik zu 15 Jahren verurteilt, von denen er fünf Jahre absaß und bei seiner Freilassung von einer großen Menge empfangen.

„Wenn ihr eure Ketten nicht zerreißt, – von selber brechen sie nicht!“

Nach seiner Freilassung widemete er sich nur noch seinem politischen Engagement und nutzte seine neue Zeitschrift “Fanal” nicht mehr für seine literarischen Ambitionen, sondern ausschließlich zu Propagandazwecken, mit Fokus auf die Unterstützung politischer Gefangener. So war er etwa in der Roten Hilfe beteiligt, aber er engagierte sich auch international für Gefangene. So schrieb er das Theaterstück “Staatsräson, über den Fall der beiden italienischen Anarchisten Sacco und Vanzetti, die in den USA hingerichtet wurden.

Die Faschisten hatten Mühsam schon früh als Ziel ihrer Propaganda auserkoren. Und so wurde er am Morgen nach dem Reichstagsbrand verhaftet, dem Tag, an dem er nach Prag ausreisen wollte. Seine Gefangenschaft im KZ war geprägt von Gewalt, tätlichen Übergriffen und Folter. Trotz der ständigen Angriffe der KZ-Wärter blieb er aufrecht und galt als Vorbild für ander Häftlinge, die sich in ihrer Situation ein Vorbild an ihm nahmen.

Das Ziel war Mühsam in den Selbstmord zu treiben, doch er macht den Nazis nicht diesen Gefallen, weswegen sie ihn am 10.7.1934 töteten und es als Selbstmord darstellten.

„Ich sah der Menschen Angstgehetz; / ich hört der Sklaven Frongekeuch. / Da rief ich laut: Brecht das Gesetz! / Zersprengt den Staat! Habt Mut zu euch!“

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Eberhard Koebel

Eberhard Koebel 1907 – 1955

Inmitten des Aufstrebenden Nationalsozialismus vereinte er den Naturbezug der Bündischen Tradition, kreativen aber militanten Lebenstil und tiefe Persönlichkeitsarbeit zu einer Jugendkultur, die zu einer scharfen Waffe gegen den Nationalsozialismus wurde.

Eberhard Koebel, Fahrtenname tusk, war ein ungewöhnlicher Widerstandskämpfer, der 1929 die Deutsche Jungenschaft 1.11, gründete und die Jugendbewegung nicht nur um Lieder, Erfindungen und Literatur bereicherte, sondern auch eine Auseinandersetzung mit asiatischer Philosophie anregte um den Geist und die Menschlichkeit im Angesicht des NS zu verteidigen.

“Ob wir zustimmen oder nicht, wollen oder nicht, wir treten in eine kriegerische Epoche ein. Die Entwertung des Menschenlebens ist in vollem Gang. Ist Zen nicht die geistige Kost, die uns für diese Wirklichkeit wappnet?” schrieb er 1933 in der Zeitschrift „die Kiefer“

Er wuchs in einer bürgerlichen Familie auf und schloss sich in seiner Schulzeit dem nationalistisch völkischen Wandervogelbund an, von denen er sich im Zuge seiner Politisierung jedoch abwandte.

Später gründete er die Deutsche Jungenschaft 1.11. als Abspaltung der Deutschen Freischar. Gleichzeitig war er Mitglied der KPD.

Mit der DJ 1.11 schaffte er eine sozialistische Jugendbewegung, in der Kunst und Kultur, Selbstverteidigung und eine tiefe Liebe zur Natur größte Bedeutung hatten.

Als der Nationalsozialismus unaufhaltsam schien bereitete sich die deutsche Jungenschaft darauf vor die HJ zu unterwandern und praktizierten unter anderem den Zen-Buddhismus, Stockkampf und Tusche-Malerei.

Er sah den Schrecken des NS kommen, nahm ihn sehr ernst und reagierte mit ungewöhnlichen Mitteln. Die Unterwanderung setzte alles auf eine Karte. Er erkannte, dass der Geist und die Mentalität besonderen Angriffen im Angesicht der Propaganda, der Grausamkeit und Entmenschlichung des NS ausgesetzt ist und legte einen Fokus auf die Entwicklung einer starken Kultur und der Persönlichkeitsarbeit.

Er erfand die Kohte und die Jungenschaftsjacke, die heute noch von vielen Pfadfinder_innen benutzt wird und war ein leidenschaftlicher Beobachter der Natur.

1934 flog er, nachdem er in die HJ eingetreten war ,als „Zersetzer“, auf wurde von der Gestapo inhaftiert, gefoltert und wieder freigelassen. Daraufhin floh er nach England, von wo aus er mit der Jugendbewegung in Kontakt blieb.

Nach dem Krieg kam er zurück, siedelte in der DDR, wurde jedoch von der SED ausgeschlossen und arbeitete als Autor bis zu seinem Tod 1955.

Seine Vielseitigkeit macht ihn zu einer sehr besonderen Persönlichkeit dieser Zeit.

Er legte Bedeutung in die Gänze des Lebens, sowohl in Ethik und Esthetik und die Intellektuelle Arbeit, als auch in die ganz praktische Organisierung.

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Şehîd Şahin Hüseyni – Haukur Hilmarsson

Haukur Hilmarsson wurde am 22. Juli 1986 in Island geboren und war sein Leben lang ein anarchistischer Revolutionär. Seine Mutter Eva Hauksdóttir beschreibt ihn als einen Menschen, der mit einem angeborenen Sinn für Gerechtigkeit auf die Welt kam. Im Kindergarten wurde er als Mediator bezeichnet, da er sich jederzeit dafür einsetzte, dass alle Interesse berücksichtigt wurden. Wenn Menschen unterdrückt wurden, hat er sich ohne Angst für sie eingesetzt. Egal wie stark seine Gegner*innen waren. Während er in der Schule gehorsam gegenüber den Eltern und Lehrer*innen war, wurde er mit der Zeit rebellischer gegenüber Autoritäten, hinterfragte die Justiz und die Polizei. Für ihn war es ein Unterschied, ob er unter der Autorität eines Menschen lebte, der sich um ihn kümmerte oder unter der Führung eines unpersönlichen Staates, der keine Verbindung zu ihm hatte.

Sein Wille zur Konfrontation mit ausbeutender Herrschaft zeigte sich bereits im Alter von 18 Jahren, als er an der Protestgruppe Saving Iceland teilnahm, die sich gegen das Kárahnjúkar-Staudammprojekt stellte, was die letzte europäische bedeutende Wildniss überflutete. Später kletterte er auf Kräne und blockierte Bagger, um die Natur von der Zerstörung durch die Aluminuimindustrie zu schützen. 2008 organisierte er den erfolgreichen Widerstand gegen die Abschiebung von Paul Ramses, der mit seiner Frau Rosemary aus Kenia vor politischer Verfolgung geflohen war. Seine Entschlossenheit zeigte sich, als er dabei auf das Rollfeld rannte und den Start des Flugzeuges verhinderte. Mit Beginn der Finanzkrise im Jahr 2009 beteiligte sich Haukur an den Protesten gegen die korrupte Regierung, stieg auf das Dach des Parlamentes und hisste die Flagge der Supermarktkette Bónus, um die Verstrickung von isländischen Billionären mit der Regierung darzustellen. Später beteiligte sich Haukur an dem Aufbau der Gruppe No Borders Iceland, welche für die Rechte von Menschen auf der Flucht in Island kämpfte. Diesen Kampf setzte er kurze Zeit später in Griechenland fort.

Im Jahr 2017 unternahm er den Versuch nach Nordsyrien einzureisen, wobei er im Irak festgenommen und zurück nach Island abgeschoben wurde. Sein zweiter Versuch war erfolgreich und er trat innerhalb der anarchistischen Militäreinheit RUIS dem International Freedom Battalion (IFB) bei, um gegen den Faschismus des türkischen Staates und des Islamischen Staates zu kämpfen. In den Befreiungskämpfen von Raqqa war er sehr beliebt unter den Kämpfer*innen und wurde sobald zum Kommandatnen ernannt. In der Zwischenzeit erarbeitete er sich mit anderen Kämpfer*innen die Geschichte vergangener Revolutionen und knüpfte ein festes Band zu der Revolution in Rojava. Als die türkische Armee mit seinen dschidadistischen Milizin den Kanton Afrin angriff, machte sich Haukur mit anderen Internationalist*innen auf den Weg dorthin. Er wollte diesen Ort verteidigen, zu dem er eine enge Verbindung hatte und wo er später leben wollte. Nachdem die dschihadistichen Banden zurückgedrängt waren, starb Haukur am 24.02.2018 mit 31 Jahren bei einem türkischen Luftangriff. Lasst uns seinen starken Mut und Sinn für Gerechtigkeit mit folgenden Worten in Erinnerung behalten: „Der Sieg über den Faschismus ist in dem Interesse der gesamten Menschheit.“

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Matilda Joslyn Gage

Matilda Joslyn Gage (1826 – 18.03.1898)

THERE IS A WORD SWEETER THAN MOTHER HOME OR HEAVEN THAT WORD IS LIBERTY

Geboren am 24. März 1826 inspiriert uns Matilda Josyln Gage fast 200 Jahre später immer noch. Sie war eine radikale Freiheitskämpferin, die von Beginn an die verschiedenen Kämpfe ihrer Zeit zusammendachte und -brachte. Sie prägte mit ihrem Einsatz, öffentlichen Reden und Schriften maßgeblich die Sufragetten Bewegung (Frauenwahlrechtskampf), kämpfte für die Abschaffung der Sklaverei und für indigene Rechte.

Sie wurde ehrenhaft im „Council of Matrons“ der Mohawk Nation aufgenommen und bekam den Namen Karonienhawi – Die, die den Himmel hält – verliehen.

In vielen Punkten tritt sie durch ihre radikale Haltung und Analyse sowie ihrem Geschichtsbewusstsein aus der damaligen Frauenbewegung hervor.

Die Argumentation, dass Frauen aufgrund ihrer Natur moralisch überlegen seien lehnte sie konsequent ab und vertrat bereits vor knapp 150 Jahren den Standpunkt, dass Geschlecht etwas „Soziales“ sei – lange Zeit bevor „gender“ als Begriff für das soziale Geschlecht etabliert wurde.

Außerdem kämpfte sie gegen die Vereinnahmung der Sufragetten Bewegung durch das konservative Lager, welches den Frauenwahlrechtskampf auf Kosten der Anti-Sklaverei-Bewegung auf die Erringung des Wahlrechts für weiße Frauen reduzierte und grundsätzliche soziale Reformen ablehnte.

Seit ihrer Jugend war sie Teil der Anti-Sklaverei-Bewegung, war doch bereits das Haus in dem sie aufwuchs Station der Underground Railroad – einem System an geheimen Routen und sicheren Häusern, um versklavten Afro-Amerikaner:innen zur Flucht zur verhelfen.

Besondere Bedeutung kommt ihrem Werk „Woman, Church, and State“ zu, einer Analyse der christlichen Kirche und wie diese die christliche Lehre dazu nutzt Frauen strukturell zu unterdrücken. Sie schreibt in diesem umfassenden Werk von der Geschichte des Matriarchats bis zur Hexenverfolgung und der Situaiotn im 19. Jahrhundert. Sie war außerdem als Autorin an der „Woman‘s Bible“ beteiligt – einer radikalen Neu-Bewertung der Bibel aus feministischer Perspektive.

Sie war bekannt für ihre scharfsinnigen Texte, veröffentlichte zahlreiche Aufsätze und leitete einige Jahre lang die Zeitung „The National Citizen and Ballot Box“, in der sie unter anderem regelmäßig über wichtige Frauen in der Geschichte schrieb.

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Şehîd Hüseyin Çelebî

üseyin Çelebi wurde am 22. September 1967 in Hamburg geboren. Durch die patriotische Haltung seiner Familie beteiligte er sich schon in jungen Jahren an Demonstrationen zum Thema Kurdistan. So verlor er seine Heimat nie aus den Augen. Nach dem Beginn der bewaffneten Auseinandersetzungen 1984 verstärkte auch er hier in Deutschland seine politische Aktivität. Nach dem Abitur studierte er ein halbes Jahr lang in Düsseldorf und widmete sich anschließend Vollzeit der politischen Arbeit. Er arbeitete aktiv auch an der Publikation von Schriften in deutscher Sprache mit. 1988 wird Huseyin Çelebi Opfer der ersten großen Repressionswelle gegen die kurdische Freiheitsbewegung und verbrachte die nächsten zwei Jahre in deutschen Gefängnissen. Sowohl vor als auch besonders nach der Inhaftierung setzte sich Hüseyin intensiv mit der deutschen Linken über den Freiheitskampf Kurdistans auseinander. Er gewann viele Menschen für die Gedanken des Freiheitskampfes Kurdistans. Darunter auch Şehîd Ronahî (Andrea Wolf) die über ihn den ersten Kontakt zur kurdischen Freiheitsbewegung hatte.

1991 verließ er Deutschland und schloss sich schließlich der Guerilla an. Im Oktober 1992 begann eine Großoffensive gegen die kurdische Freiheitsbewegung, bei der die KDP sich mit der türkischen Armee gegen die PKK verbündete. Der versuchte „Todesstoß“ gegen die Freiheitsbewegung scheiterte, doch Hüseyin Çelebi war einer von vielen, die in diesem Krieg zu Märtyrern wurden.

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